Gedanken eines Hobbykochs #3
Zusammen is(s)t man glücklicher
Allein essen macht dick heißt es und ein Fünkchen Wahrheit steckt in allen Floskeln, wie abgedroschen sie auch sein mögen. Dabei liegt es gar nicht unbedingt nur daran, dass man allein auf einmal mehr isst, sondern eher, weil der soziale Aspekt des Essens vernachlässigt wird. Isst man zuhause oder wo auch immer allein und hat keinen Essens- und Gesprächspartner dauert der reine Vorgang der Nahrungsaufnahme westlich kürzer als ein Essen mit mehreren Personen. Das gemeinsame Essen und zusammensitzen ist ein Akt des sozialen Austauschs, der Interaktion und der Kommunikation. Dadurch dauert die Nahrungsaufnahme länger und das Sättigungsgefühl tritt bei einer geringeren Menge verspeister Nahrung ein. Darüber hinaus sind das Hirn und der Körper während des Essens mit mehreren Leuten mit vielen Aufgaben gleichzeitig beschäftigt. Beim Essen mit sich allein ist man nur mit sich selbst und der Nahrungsaufnahme beschäftigt. Klingt irgendwie traurig oder?! Damit hätten wir jetzt auch den wissenschaftlichen Aspekt abgehakt und kommen zu dem, was wir fühlen.
Sitzen wir mit Freunden, der Familie oder Bekannten zusammen während wir Essen, fühlen wir uns einfach glücklicher. Die Interaktion mit anderen Menschen macht uns Spaß und wenn dann auch noch das Essen schmeckt erinnern wir uns gerne noch lange daran zurück. Der Mensch ist halt ein Rudeltier. Man könnte auch sagen, der Mensch ist das Salz in der Suppe – sollte man allerdings nur im übertragenen Sinne verstehen. Zwar kann man alles essen, sogar Menschen… aber das nennt man dann Kannibalismus und wird in den meisten Gesellschaften und Kulturen nicht gern gesehen. Außerdem würden wir dann ja wieder allein essen müssen. Bleiben wir also lieber dabei, dass wir uns über das Essen unterhalten und nicht mit dem Essen.
Familie und Freunde
Gerade jetzt, wenn die besinnliche Jahreszeit beginnt, sehen wir überall Bilder und Werbefilmchen in denen Familien und Freunde zusammen am Esstisch sitzen oder auf einer stylischen Couch und sich kleine Geschenke machen. Die Werbebranche hat unsere Psychologie entschlüsselt und nutzt unser Verlangen nach Harmonie in dieser Zeit gekonnt aus. Das Produkt oder die Marke rückt erst mal in den Hintergrund. Erzählt wird eine Geschichte, die auf unser Empathie- und Harmoniezentrum abzielt. Es sollen Gefühle verkauft werden, die uns dann dazu bringen sollen diese Gefühle mit dem Produkt oder der Marke zu verbinden. Man kann sagen was man will aber bis auf Soziopathen gehen wir der Werbebranche voll auf den Leim. Und irgendwie ist das doch auch gut so, denn was wäre, wenn wir ein vollkommen antisoziales Umfeld bevorzugen würden? Die Werbefilmchen würden definitiv anders aussehen und uns gerad zu deprimieren. Und dann wären wir wieder am Ausgangspunkt, denn deprimiert isst man mehr genau wie wenn man allein isst und allein essen macht dick.
In manchen Kulturen deckt man zum Essen immer einen zusätzlichen Teller mit dazu, dass, wenn jemand klopfen sollte oder jemand spontan vorbeikommt, man ihn hereinbitten und ihn zum Essen einladen kann. Wenn das keine schöne Tradition und eine herzliche Kultur ist. Diese Menschen wissen: Zusammen isst man glücklicher und sie gehen genau diesem Kredo Tag für Tag nach. In Mexiko deckt man sogar für geliebte Verstorbene einen Teller mit auf dem Tisch. Diese Tradition hat vielleicht eher etwas Okkultes aber ist nach all diesen Gedanken absolut nachvollziehbar, oder nicht?! Denn allein essen macht ja schließlich dick und zusammen isst man glücklicher.
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